Dehnungsmessstreifen

Nichts in der Suche gefunden? Keine Ahnung welche Kategorie euer Problem betrifft? Dann eröffnet hier ein Thema. Gegebenenfalls werden die Moderatoren das Thema dann in die entsprechende Kategorie verschieben
Antworten
Kadatzo
Frischling
Frischling
Beiträge: 2
Registriert: So 19. Apr 2020, 19:03
Has thanked: 2 times

Dehnungsmessstreifen

Beitrag von Kadatzo »

Hi zusammen,
ich bin neu im Forum - also erst mal Hallo an alle!

Neben mir steht das Wrack eines RF1000, den ich gebraucht gekauft habe. Leider wurde er beim Transport erheblich beschädigt.
Beim Wiederaufbau überlege ich nun, was ich von vorneherein modifizieren möchte. Umbau der X-Achse mit 2.Führung, evtl. Spindel, Fräser, Laser wäre denkbar, gerne für schnelles Umrüsten ausgelegt.

Trotz einiger Recherche verstehe ich aber immer noch nicht ganz, was es mit den beiden Dehnungsmessstreifen auf sich hat.

Kann das jemand von euch freundlicherweise erklären?

So oder so beschreibe ich mal, was sich in meiner Fantasie bisher zusammengereimt hat:

- Die Streifen messen den Druck, der zwischen Extruderdüse und was auch immer darunter ist herrscht (?)
- Damit lassen sich Unebenheiten des Druckbetts einmessen und beim Druckvorgang durch zusätzliches Verfahren der Z-Achse automatisch ausgleichen (?)
- Dies geschieht aber nicht durch direkten Kontakt zwischen Düse und Bett sondern beim Aufbringen einer ersten Filamentschicht (?)
- Es gibt eine Firmware Mod, die diese Funktionalität unter dem Stichwort "z-offset-scan" oder auch "Sense Mod" implementiert (?)
- In der originalen Firmware war die Funktion nicht umgesetzt, die Dehnmesstreifen sind im Auslieferungszustand ohne Funktion (???)
- Die Lösung ist eine Alternative zum vielfach gängigen auto-leveling mittels mechanischem Tastkopf oder kapazitivem Näherungssensor (?)
- Die Lösung ist besser / schlechter / genauso gut als/wie ein kapazitiver Näherungssensor (?)
- Wenn ich die Messstreifen behalten will, muss ich die originale Steuerung weiter verwenden und kann nicht z.B. auf ein SKR-Board umrüsten (?)

Für jede Info danke ich im Voraus!
Benutzeravatar
Digibike
Globaler Moderator
Globaler Moderator
Beiträge: 2418
Registriert: Sa 6. Sep 2014, 13:19
Wohnort: Bei Heilbronn
Has thanked: 280 times
Been thanked: 453 times

Re: Dehnungsmessstreifen

Beitrag von Digibike »

Hi und Willkommen bei uns!

Was es mit den Dehnmessstreifen auf sich hat? Nun, dass war Conrad bis zu unserer Community-Software selbst zu gänze nicht ganz klar... :woohoo:
Vn daher brauchst dir keine Gedanken machen... :good:
Der Grundgedanke (von Conrad) ist der, dass die Düse zum Kalibrieren langsam an 50 Stellen über dem Heizbett, gegen dieses fährt. Dabei geht der Druck hoch - logisch. Die Dehnmessstreifen werden nach oben ausgelenkt. Damit weiß die FW exakt, wie groß der Abstand an der gemessenen Stelle ist. Das macht Sie an 50 Stellen. Die zwischenräume dazwischen werden Interpoliert. Damit hat die FW ein relativ genaues Bild, wie Krumm oder Gerade dein Heizbett verbaut ist, und wie eben es ist. Beim Druck der ersten Layer fährt es die Position unter berücksichtigung des Korrekturwertes aus eben diesem Scan ab. Also, Wenn du Layerhöhe 0,2 mm (beliebter und sorgenfreier First Layer - als Tip für den Anfang) drucken willst, fährt er die Düse auf 0,2 mm - doch die FW sagt, moment, hier ist es 0,07 tiefer. Also fährt er entsprechend tiefer.
Soweit der Gedanke von Conrad. In der Community-FW wird aber auch die Gegenwirkung berücksichtigt. Nibbels hat da mit AtlonXP kräftig gebastelt und getestet - und tun es noch. Erstens blendet es die Kompensation in späteren Layern aus. Aber da Sie den Gegendruck des fördernden Filaments gegen die Düsenöffnung mißt, erkennt es da nun auch wenn die Düse zu geht oder der Abstand zu gering ist. Sie fährt dann selbstständig, wenn du das mal richtig eingerichtet hast, a) die Geschwindigkeit runter und b) vergrößert es den Abstand etwas, bis die Digits wieder im Ziel-Delta, dass du vorgegeben hast, ist. Es kann dir also den Druck bei zugehender Düse noch retten und verhindert aktiv, wenn du zu schnell druckst, dass es in Clogging kommt. Das hatte Conrad, wie gesagt, nicht erkannt, was in dem System noch an Potenzial steckt! Aber die Community ist, wie gesagt, ohne Herstellergarantie - was aber bei RF1000 vermutlich eh uninteressant ist, da hier vermutlich ja eh keine Garantie mehr greift.
Es gibt aber noch einige andere Funktionen, die mit der Community einzug gehalten haben.
Zum Fräsen und X Doppel-Linear kann ich nur sagen, dass ich das nie gemacht habe und auch nicht tun würde. Zum einen ist der Fräseinsatz nur sehr eingeschränkt und zum anderen produzierst du immense Sauerei, die Toll für Elektronik und die Führungen sind... Und letztlich optimiere ich lieber Richtung Drucken und kaufe mir eine Portalfräse, wenn ich das benötige. Der Grund ist einfach: Fräsen und Drucken sind 2 Gegensätzliche Verfahren. Wenn du beides mit einem Gerät kannst, klingt das erstmal gut. Aber letztlich heißt es eigentlich, dass er beides nicht wirklich gut kann... Beim Fräsen brauchst du Masse um Gegendruck beim Spanen zu erzeugen. Beim Drucken brauchst du eigentlich möglichst wenig Masse und eher Speed. Das eine Verfahren fügt halt Material hinzu, während das andere "weghobelt"...
Zu 2 X ist folgendes zu sagen: Du erhöhst damit die Reibung. Das ist definitv so. Desweiteren riskierst du jedoch auch Verspannungen zueinander. Also beim Ausrichten schön gleichmäßig über beide Wagen dann anziehen. Sonst verspannst den 2.ten und dann wirds ekelhaft mit Druckbild usw...
Ich habe sogar den vorderen Steg raus getrennt. Damit ist die 2.te X eh passé, aber man kommt plötzlich irrsinnig leicht an Düse und Co. ran...! :good:
Ganz nebenbei hat man nun Platz ohne Ende zum Optimieren der Kühlung und Lüfter etc.. Und da die Conrad Hotends zwar einen guten Ansatz haben, aber halt auch eine sehr hohe "sterblichkeit" und letztlich wohl auch eine endliche Versorgung, da nur Conrad die für Ihre Geräte Vertreibt, ist da eine gewisse Abhängigkeit... Dazu die eingeschränkte Nutzbarkeit (Oberhalb von 258 Grad - richtig AtlonXP?) ist tabu. Die FW gestattet es zwar, aber das Teflonröhrchen innen ist dann geschädigt - schlecht für die weitere Druckbarkeit - und zudem fängt Teflon in dem Bereich an, so leicht giftige Dämpfe von sich zu geben. Von daher ist ABS so ziemlich die oberste Grenze von der Verarbeitungstemperatur, mit dem Hotend. Warum Conrad dann allerdings 270 Grad in der FW freigegeben hat, mußt Sie am besten selbst fragen... Anhand der Kenntnis vermute ich mal, dass Sie den Wert nie geändert haben, sondern von der RepRap übernommen haben. Wenn Metallhotends verbaut sind, die über aktive Kühlung verfügen, ist das nämlich kein Problem. Aber das ist hier, wie gesagt, nicht der Fall! Dafür haben die Hotends einen Vorteil bei PLA. Allerdings ist der gering. Bei Metall neigt PLA dazu, anzuhaften. Wenn du z.b. E3D eingibst, findest eine Fülle an Umbauberichten und Erfahrungsaustausch. E3D ist im Prinzip so ein heimlicher Standard bei den Opensource-Druckern, wenn du so willst. Sehr gut und ausgereift soweit.

Aber ich will dich nicht zu sehr vollstopfen mit Infos. Von daher soll´s das erstmal zum "verdauen" sein... Fragen kommen von ganz allein - zumindest nach meiner Erfahrung hier... :zwinkern:

Gruß, Christian
Du suchst Hilfe bei Druck(er) Problemen? Dann lies bei der Anfrage hier "Lösung für Druckeinstellung/Hardwareprobleme gesucht?" durch und beantworte die
Fragen in deiner Anfrage - so wissen wir recht schnell, wo der Schuh drücken könnte!
mhier
Prof. Dr. des 3D-Drucks
Prof. Dr. des 3D-Drucks
Beiträge: 1672
Registriert: Fr 11. Sep 2015, 11:37
Has thanked: 279 times
Been thanked: 246 times

Re: Dehnungsmessstreifen

Beitrag von mhier »

Falls du auch fräsen möchtest (was m.E. durchaus gut geht, viele Portalfräsen sind schlechter): Mit den Dehnungsmessstreifen lässt sich eben nicht nur die Oberfläche des Heizbetts abtasten sondern auch die Oberfläche eines Werkstücks. Dadurch kann z.B. beim Gravieren oder anderen eher feinen Arbeiten, die eine exakte Eintauchtiefe benötigen, eine leichte Schieflage des Werkstücks kompensiert werden. Das geht erstaunlich genau, beim Isolationsfräsen für Platinen (PCBs) lässt sich z.B. wunderbar die 35um Kupferschicht entfernen, ohne sehr viel tiefer eintauchen zu müssen (was eine sehr schnelle Abnutzung des Stichels bedeuten würde), selbst wenn die Platine ein Vielfaches der 35um uneben ist. Das ist z.B. etwas, was man bei anderen (Hobby-)Portalfräsen eher vergeblich suchen wird... :-)

Neuerdings lassen sich nicht nur Oberflächen abtasten sondern auch Kanten. Damit muss man das Werkstück nicht mehr exakt entlang der X- und Y-Achse ausrichten und mühsam mit Ankrazen o.ä. den Nullpunkt suchen, sondern kann das bequem die Firmware machen lassen. Das Feature ist allerdings noch in Entwicklung und bedarf weiterer Tests. Für eher harte Materialien (Alu) geht das aber schon ganz gut. Siehe mein Thread im Fräs-Forum! (Auch da gilt: zeigt mir mal eine bezahlbare Portalfräse, die das kann!)

PS: So ganz verstehe ich immer nicht, warum alle über die Fräsfunktion die Nase rümpfen. Mit dem Original-Umbausatz und einem Dremel kann man schon ganz gut was anstellen. Klar hat die Maschine ihre Einschränkungen, das bestreitet auch keiner. An gute Portalfräsen kommt man natürlich auch nicht ran, aber die kosten auch ein Vielfaches des Druckers! Ich persönlich hätte mir diesen Drucker nicht gekauft, wenn ich nicht vorgehabt hätte, auch damit zu fräsen - da hätte ich lieber weniger Geld in die eher übertriebene mechanische Stabilität und mehr Geld an anderer Stelle (Hotend-Typ und Anzahl) investiert, was ich dann am Ende nachgerüstet habe bzw. noch werde.
Gruß, Martin

Klipper Firmware für den RFx000: Klipper für RFx000 | Original-Dokumentation | Diskussion | Wiki mit Installations-Anleitung

(Ich bin in diesem Forum nicht mehr aktiv)
Antworten

Zurück zu „Sonstiges“